SEPA Clearer

Veröffentlicht am

18.06.2025

Aktualisiert am

18.06.2025

Lesezeit

2 min

SEPA Clearer der Deutschen Bundesbank (SCL)

Definition und Einordnung

Der SEPA Clearer ist das automatisierte Massenzahlungssystem der Deutschen Bundesbank zur Abwicklung von SEPA-Zahlungen im Interbankenverkehr. Er dient als zentrale Abwicklungsplattform hauptsächlich für Überweisungen und Lastschriften für Banken in Deutschland.

Der SEPA Clearer ist Teil der deutschen TARGET-Services und übernimmt eine bedeutende Rolle bei der Verbindung nationaler und europäischer Zahlungsströme.


Technischer Hintergrund

Der SEPA Clearer basiert auf dem Nachrichtenaustausch im ISO 20022 XML-Format (z. B. pacs.008, pacs.004, pacs.002) und nutzt FileAct über SWIFTNet oder EBICS als Transportweg. Die technische Infrastruktur erlaubt:

  • Mehrere Tageszyklen (Clearingzyklen) pro Geschäftstag
  • Verarbeitung von Massenzahlungen in Batches
  • Abwicklung auf Brutto-Netto-Basis im Nachgang über TARGET2

Einreichungen erfolgen in der Regel im Format pacs.008 für Überweisungen und pacs.003 für Lastschriften. Rückgaben werden über pacs.004 verarbeitet. Antwortnachrichten erfolgen als pacs.002.


Teilnehmer und Zugang

Teilnehmer am SEPA Clearer sind in der Regel:

  • Kreditinstitute mit Konten bei der Deutschen Bundesbank
  • Zahlungsdienstleister mit Zugang über technische Serviceprovider
  • Direktteilnehmer und indirekte TARGET Teilnehmer

Zugang zum SEPA Clearer kann über folgende Wege erfolgen:

  • EBICS (für inländische PSPs)
  • SWIFT FileAct (international oder für technische Dienstleister)
  • Dedizierte Leitungen über das Netz der Deutschen Bundesbank (z. B. BBk-Net)

Verarbeitete Verfahren

Im SEPA Clearer werden folgende SEPA-Zahlverfahren verarbeitet:

  • SEPA Credit Transfer (SCT)
  • SEPA Core Direct Debit (SDD Core)
  • SEPA Business-to-Business Direct Debit (SDD B2B)
  • SEPA Card Clearing (SCC)
  • Scheckverrechnung (SVV)

Seit November 2017 wird auch das Echtzeitverfahren SCT Inst über das separate TARGET Instant Payment Settlement (TIPS) abgewickelt – nicht über den SEPA Clearer.


 

Unterschiede zu den EPC Rule Books

Der SEPA Clearer (SCL) der Deutschen Bundesbank orientiert sich grundsätzlich an den Regelwerken des European Payments Council (EPC), weicht in der praktischen Ausgestaltung jedoch in bestimmten Punkten ab. Diese Unterschiede betreffen insbesondere technische Details, Meldepflichten und Protokolle:

  • Formate: Während das EPC primär auf standardisierte ISO 20022-Nachrichten abstellt, verwendet der SCL teils angepasste Formatvarianten entsprechend den Bundesbank-Formatleitfäden.
  • Clearing-Zyklen: Die EPC-Regelwerke spezifizieren keine konkreten Zeitpläne für Abwicklungszyklen – der SEPA Clearer definiert jedoch feste Cut-Off-Zeiten und tägliche Verarbeitungsfenster.
  • Verfahren wie SCC und SVV: Diese sind nicht im EPC-Umfang enthalten, aber spezifisch für den deutschen Markt und werden ausschließlich über den SEPA Clearer verarbeitet.
  • Zugang: Der Zugang zum SEPA Clearer erfolgt u. a. über EBICS – ein Protokoll, das im EPC-Kontext keine Rolle spielt.
  • Regulatorische Einbindung: Als System der Deutschen Bundesbank unterliegt der SCL der nationalen Bankenaufsicht und Eurosystem-Vorgaben – er ist kein von EPC selbst betriebenes CSM (Clearing and Settlement Mechanism).

Diese Unterschiede sind insbesondere für technische Dienstleister und PSPs relevant, die sowohl europaweit als auch innerhalb Deutschlands operieren.


Besonderheiten und Vorteile

  • Hohe Verfügbarkeit: Tägliche Clearingzyklen mit definierten Cut-Off-Zeiten
  • Zentraler Zugangspunkt für nationale und grenzüberschreitende SEPA-Zahlungen
  • Kostengünstig und regulatorisch verlässlich
  • Direkte Anbindung an TARGET2 für Endabrechnung

Quellenangabe