CSM – Clearing and Settlement Mechanism

Veröffentlicht am

18.06.2025

Aktualisiert am

18.06.2025

Lesezeit

2 min

Clearing and Settlement Mechanism (CSM)

Definition

Ein Clearing and Settlement Mechanism (CSM) ist eine technische und organisatorische Infrastruktur, die zur Abwicklung von Zahlungstransaktionen zwischen verschiedenen Zahlungsdienstleistern (PSPs, vulgo Banken) dient. Der CSM übernimmt zwei zentrale Funktionen:

  1. Clearing: Die Ermittlung der gegenseitigen Zahlungsansprüche und -verpflichtungen zwischen den Teilnehmern
  2. Settlement: Die tatsächliche Erfüllung dieser Zahlungsverpflichtungen durch Buchung auf den Zentralbankkonten oder über andere bilaterale Vereinbarungen

Bedeutung im SEPA-Kontext

Im SEPA-Zahlungsraum (Single Euro Payments Area) ist der Einsatz von CSMs gesetzlich und operativ verankert. Sie sind notwendig, um standardisierte Verfahren wie SEPA Credit Transfer (SCT) oder SEPA Direct Debit (SDD) effizient, sicher und interoperabel umzusetzen.

Beispiele für SEPA-relevante CSMs:

Die Funktionsweise und Rolle von CSMs wird durch verschiedene europäische Regularien und Standards bestimmt, darunter:

  • EPC Rulebooks (European Payments Council)
  • SEPA Regulation (EU) Nr. 260/2012
  • TARGET-Services Vorgaben durch das Eurosystem

 

Arten von Clearing- und Settlement-Verfahren

CSMs unterscheiden sich hinsichtlich ihrer technischen Abwicklungsweise. Die wichtigsten Varianten sind:

  • Bruttoabwicklung (Real-Time Gross Settlement, RTGS):
    Jede Transaktion wird einzeln und in Echtzeit abgewickelt. Es erfolgt keine Bündelung oder Verrechnung. Beispiele: TIPS, Fedwire, TARGET2.
  • Nettoabwicklung (Net Settlement):
    Transaktionen werden gesammelt und gegenseitig verrechnet. Nur der verbleibende Netto-Saldo wird am Ende eines Clearing-Zyklus tatsächlich abgewickelt. Beispiele: SEPA Clearer, ACH-Systeme.
  • Hybridmodelle:
    Kombination aus Echtzeitabwicklung und periodischem Netting. Manche Systeme bieten beides je nach Priorität der Transaktion.

Die Wahl des Verfahrens hat Auswirkungen auf Liquiditätsbedarf, Geschwindigkeit und Komplexität der Risikosteuerung.


Vorteile gegenüber dem Korrespondenzbankverfahren

Im Vergleich zum klassischen Korrespondenzbankverfahren bieten CSMs zahlreiche Vorteile, insbesondere bei der Standardisierung und Effizienz grenzüberschreitender Zahlungen:

  • Höhere Transparenz: Klare Regeln, standardisierte Formate (z. B. ISO 20022) und nachvollziehbare Verarbeitungsprozesse
  • Schnellere Abwicklung: Automatisierte Verarbeitung in Clearingzyklen oder sogar in Echtzeit
  • Kosteneffizienz: Geringere Transaktionskosten durch zentrale Abwicklung und Skaleneffekte
  • Weniger Intermediäre: Reduzierter Bedarf an Korrespondenzbanken und dadurch weniger Fehlerquellen und Verzögerungen
  • Regulatorische Sicherheit: CSMs unterliegen in der Regel nationalen oder europäischen Aufsichtsmechanismen

Ein markantes Beispiel für die Risiken des Korrespondenzbankverfahrens zeigte sich während der Finanzkrise 2008: Der Zusammenbruch von Lehman Brothers führte zu einer plötzlichen Vertrauens- und Liquiditätskrise im Interbankenmarkt. Viele Zahlungen, die über mehrere Korrespondenzbanken liefen, konnten nicht mehr eindeutig zugeordnet oder abgewickelt werden. Ein zentraler, transparenter CSM mit Echtzeitabwicklung und klarer Haftungskette hätte in vielen Fällen eine schnellere Aufklärung und geringere Systemrisiken ermöglicht.

CSMs leisten damit einen zentralen Beitrag zur Harmonisierung des Zahlungsverkehrs – insbesondere im SEPA-Raum – und bilden die Grundlage für innovative, digitale Zahlungsdienste.


 

Wichtige CSMs außerhalb Europas

Auch außerhalb Europas spielen CSMs eine zentrale Rolle in der Zahlungsverkehrsinfrastruktur. Einige bedeutende Beispiele weltweit:

  • CHIPS (USA) – Das Clearing House Interbank Payments System ist das größte private USD-Clearing-System und wird für Großbetragszahlungen genutzt.
  • Fedwire (USA) – Echtzeit-Bruttoabwicklungssystem der US-Notenbank für Hochwertzahlungen in Echtzeit.
  • ACH (Automated Clearing House, USA) – Für Massenzahlungen wie z.B. Gehaltsüberweisungen.
  • LVTS / Lynx (Kanada) – Kanadische Echtzeit-Clearing- und Settlement-Infrastruktur, ersetzt LVTS durch Lynx seit 2021.
  • NPCI (Indien) – Die National Payments Corporation of India betreibt unter anderem UPI, ein hochmodernes Echtzeitsystem für Endkundenzahlungen.
  • BEPS / CNAPS (China) – Chinesisches System für Brutto- und Nettoclearing in CNY, betrieben von der People’s Bank of China.
  • BCE (Brasilien) – STR (Sistema de Transferência de Reservas) für Echtzeitabwicklung über die Zentralbank.

Diese Systeme unterscheiden sich je nach Markt in Bezug auf Technologie, Zugang, Echtzeitfähigkeit und Zentralbankintegration.


Quellen