Ein Beitrag von
Andreas Wegmann & AI friends
Veröffentlicht am
23.05.2025
Aktualisiert am
23.05.2025
Lesezeit
3 min
Der One-Leg Out Instant Credit Transfer (OCT Inst) ist ein relativ neuer Teil der Marktinfrastruktur der Europäischen Zentralbank. Vereinfacht gesagt, erlaubt dieses Clearingsystem den Banken außerhalb der EU, sich an dem Echtzeit-Euro-Zahlungsverkehr anzuschließen. Neben dem Geschäftsmodell für die Banken gibt es auch einen volkswirtschaftlichen Nutzen: Die beteiligten Länder fördern ihre Handelsbeziehungen, weil ein kostengünstiger Zahlungsverkehr in Echtzeit effizientere Geschäfte ermöglicht.
Echtzeittransaktionen mit Währungswechsel
OCT Inst und SCT Inst (SEPA Instant Credit Transfer) sind technisch weitgehend vergleichbar. Während bei SCT Inst die Teilnahme den EU-Ländern vorbehalten ist (übrigens ist inzwischen Dänemark als nicht-Euro-Land ebenfalls an TIPS angeschlossen), soll OCT Inst die Tür im Zahlungsverkehr für andere Länder öffnen. Das Konto im „leg-out“ (also der nicht EU Partei) kann eine beliebige Währung haben.
Dieser Währungswechsel birgt natürlich Gewinnchancen, aber auch Verlustrisiken, insbesondere weil die Abwicklung in Echtzeit und eine 24/7 Verfügbarkeit gegeben sein muss. Bei außergewöhnlichen Ereignissen kann sich die Kalkulation für den Devisenhandel schlagartig ändern. Das Risiko für den Währungswechsel trägt i.d.R. der sogenannte „Exit PSP“ bzw. der „Entry PSP“, also Banken, die im Standardfall in der Transaktionskette die Umrechnung vornehmen. Die Kurse und evtl. weitere Gebühren müssen transparent an die sendende und empfangende Partei übermittelt werden. Der Sender soll auch entscheiden können, ob er einen fixen Betrag in seiner Währung senden will oder ob der Empfänger einen vorgegebenen Betrag in der Zielwährung erhalten soll (ss gilt eine Betragsgrenze von 100.000,- € pro Transaktion). Die Abwicklung ist also alles andere als trivial.
Hürde Nr.1 für die OCT Inst Teilnehmer: die Zeit
Gerade im Währungshandel lässt man sich gerne Zeit: es lohnt sich Währungen in großen Beträgen zu tauschen, weil bessere Preise zu erzielen sind und damit die eigene Marge größer wird. Bei OCT Inst bleibt diese Zeit nicht, da es sich um ein Echtzeit System handelt. Natürlich kann der Zeitverlauf außerhalb der Systemgrenzen nicht kontrolliert werden, aber der Exit- bzw. Entry-PSP verpflichtet sich, dass auch die ihm nachgelagerten PSPs den Zeitrahmen halten. Sobald eine Transaktion vom „leg-in“ PSP losgeschickt wird, dürfen maximal 20+60=80 Sekunden vergehen, bis die Empfängerbank den Betrag gutschreibt.
Infos vom EPC Webinar am 20. May 2025
In einem 90 minütigen Webinar wurde über die aktuellen Tätigkeiten auf der OCT Inst Plattform berichtet:
- Mehr als 60 spanische Banken sind direkt oder über Iberpay an QCT Inst angeschlossen, um den Zahlungsverkehr mit Brasilien zu verbessern. Diese Teilnehmer hatten nur wenig Aufwand für ihre Anbindung, da nur wenige Ergänzungen zur SCT Inst Anbindung erforderlich waren.
- Es gibt international hohes Interesse leg-out Teilnehmer bei OCT Inst zu werden, allerdings sind die Bedingungen (Echtzeitsystem, 24/7, ISO 20022 Nachrichtenformat) meist noch nicht gegeben. Dies trifft auch für die USA zu, wie ein Vertreter von The Clearing House erläuterte.
- Insgesamt sind die Referenten im Webinar mit der bisherigen Entwicklung der Plattform zufrieden und es herrscht Einigkeit über die großen Wachstumschancen für Banken und Wirtschaft durch OCT Inst.
Wenn Sie als Finanzinstitut eine technische Anbindung an OCT Inst suchen, freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme.
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